Wer hätte das nicht gerne: Am Monatsende nicht mehr recht wissen, wohin mit dem übrigen Geld?
Die Dinge klingen ein bisschen kompliziert, sind es bei näherer Betrachtung aber eher weniger. MYTHOS versucht das hier im Sinne des Themas der Serie (Inflation) herunter zu brechen und zu vereinfachen.

Dazu werfen wir noch einen Blick zurück auf die zuletzt gezeigten Grafiken im vorherigen Beitrag und im Link dort (Fußnote 1). Wichtig ist zu bedenken, dass es sich da um eine Gesamtschau handelt – um die volkswirtschaftlichen Finanzierungssalden – und diese gibt eben kein differenziertes Bild aus der Gesellschaft.
Kurz zusammengefasst sagt uns ein tiefer Einblick in die verfügbaren Daten (detaillierte Argumentation s.u.): Löst endlich das Verteilungsproblem! Das kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftssystem vernichtet die Lebensgrundlagen aller Menschen und verunmöglicht jede gesunde Gesellschaft!
Wir lesen bei Norbert Häring (Blog: Geld und mehr)1)MYTHOS zitiert hier aus mehreren Artikeln zu einer Rezension und Gegenrezension (MAKROSKOP vs. Norbert Häring) des Buches von Michael Hudson „Der Sektor. Warum die globale Finanzwirtschaft uns zerstört.“ (Rezension auf dlf) Ein sehr lesenswertes Buch! ISBN: 978-3-608-94748-9:
Das Kernproblem ist, dass die Verschuldung und ggf. fortschreitende Neuverschuldung eines erheblichen Teils der privaten Haushalte, während ein anderer Teil, die ~ 30% der Haushalte, v. a. die oberen ~ 10%, die am Ende des Monats nicht wissen, wohin mit dem vielen Geld das noch übrig ist, erhebliche Nettovermögen haben und fortschreitenden Vermögensaufbau betreiben.
Das ist natürlich kalter Kaffee, schon Matthäus wusste Bescheid! (Matthäus 25, 29).
Wie wir hier lesen „2009 haben die privaten Haushalte ihre Verschuldungsorgie beendet und sind wieder Nettosparer geworden.“ Das ignoriert doch dieses Problem total. Auch vorher haben die reichen Haushalte keine Verschuldungsorgie betrieben, weil sie das gar nicht nötig hatten. Und auch ab 2009 sind nicht einfach „die Haushalte“ Nettosparer geworden, sondern viele Haushalte verschulden sich weiter, und viele bauen zwar gezwungenermaßen ihre Verschuldung ab, sind aber weiterhin per Saldo hoch verschuldet, sie bekommen nur einfach keine neuen Kredite mehr und sind deshalb zu massiven Einschränkungen ihrer Lebenshaltung gezwungen, verlieren ihre Wohnungen usw. Deshalb ist der Saldo des Gesamtsektors dann „Nettosparer“2)die vermögenden Haushalte gehen mit ihren „Spar“summen in den privaten Sektor ein – genauso wie das Sparbuch des „kleinen Mannes“ – und blähen so den Privaten Sektor zum „Nettosparer“ auf. Aber das Kernproblem ist die große und wachsende Ungleichheit, Polarisierung der Einkommens- und Vermögensverteilung innerhalb dieses Sektors private Haushalte zwischen einer immer reicheren Multimillionärs- und Milliardärskaste und einem großen Teil in Dauerverschuldung.
Und Norbert Häring schreibt, in einer Nachlese, unter dem etwas sperrig klingenden Titel „Warum Keynesianer ein Problem mit der Renten-Extraktionsthese zu haben scheinen“ – spätestens dort wird einem klar, wie wichtig die Lösung des Verteilungsproblems ist. Häring wird von einem Leser gefragt:
„Anders formuliert: Steckt dahinter nicht ein Verteilungsproblem bzw. haben Sie nicht beide Recht, aber das eigentliche Problem ist die ungleiche Verteilung, da Rentiers relativ gesehen wenig konsumieren?“
und antwortet:
Ja, es ist ein Verteilungsproblem. Ein Vermögensverteilungsproblem. Wenn das reichste Prozent, auf das Hudson so gerne plakativ abhebt, seine Rieseneinkommen für Konsum ausgeben würde, würde es kein (Netto-)Vermögen aufbauen. Entsprechend gäbe es auch keinen Schuldenaufbau bei den Übrigen. Die einfachen Arbeitnehmer und die Unternehmen müssten sich (per Saldo) nicht verschulden, sondern hätten genug Einkommen. …
Dass die Reichen ihr ganzes Geld ausgeben ist allerdings sehr unrealistisch. Realistischer Weise muss man annehmen, dass das Nachfrageproblem anders gelöst wird. Das kann entweder monetär geschehen, indem mehr Geld in Umlauf gebracht wird [HHö: und zwar in die Hände ALLER]. Im bestehenden Geldsystem bedeutet das letztlich mehr Bankkredite und damit höhere Verschuldung der Privatwirtschaft, also der (holzschnittartig ausgedrückt) 99 Prozent und der produzierenden Unternehmen. Wenn sich aber, aufgrund der Rentenextraktion3)Rentenetraktion bedeutet: Der Rentier ist der Parasit, der zwischen Produzent und Konsument sitzt und Renten abschöpft (Kapitalerträge, leistungsloses(!) Einkommen); statt diese Renten (Kapitalerträge) hoch zu besteuern werden diese – vielen Dank an Gerhard Schröder 🙁 – sogar geringer besteuert wie harte Arbeit … was für ein Widersinn!! wie in meinem Beitrag und bei Hudson dargelegt, die Produktionskapazitäten nicht im Gleichschritt mit der Verschuldung erhöhen, gibt es irgendwann ein Überschuldungsproblem.
und weiter:
Oder das Nachfrageproblem wird fiskalisch gelöst, indem der Staat sich verschuldet und Nachfrage schafft. Am Problem, dass die Rentenextraktion die Zahlungsfähigkeit der Gesamtwirtschaft beeinträchtigt, ändert die Verlagerung auf den Staat aber nichts [sic!]. Wenn er nur beschränkten Zugriff auf die wachsenden Vermögen des einen Prozents hat, entweder aus politischen Gründen, oder weil sie sich faktisch entziehen können, wird irgendwann die Schuldenbelastung zu hoch.
denn leider:
Allerdings ist es schwierig, eine gesamtwirtschaftlich angemessene Lohnentwicklung auszuhandeln, wenn die Zahlungsfähigkeit der Arbeitgeber aufgrund der Rentenextraktion durch den Finanz- und Immobiliensektor reduziert wird.
Die Rentenextraktion bringt ein von der keynesianischen Analyse nicht beachtetes Zusatzproblem, … Dieses Problem lässt sich nur gegen den entschiedenen Widerstand dieses extrem mächtigen „Sektors“ [der „Phynancer“ wie MYTHOS diese Schmarotzer gerne nennt] lösen. Das dürfte der Grund sein, warum Keynes, im Interesse der Akzeptabilität seiner „General Theory“ für die Londoner City, dieses Thema eher vernebelt als analysiert hat. Das war damals [1936] in Anbetracht der gesamtwirtschaftlichen Lage legitim. Warum die meisten Keynesianer auch heute noch so vehement diese Linie verfolgen, erschließt sich mir beim besten Willen nicht.
Soweit, und abschließend, zur Gier(Profit)/Preis-Spirale. Es folgt in der nächsten Ausgabe noch ein Blick auf die Rolle der Zinsen/Währungskurse.
Bevor ich es vergesse:
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Die Anonymität im Internet ist aufzuheben!
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Einzelnachweise[+]
⇧1 | MYTHOS zitiert hier aus mehreren Artikeln zu einer Rezension und Gegenrezension (MAKROSKOP vs. Norbert Häring) des Buches von Michael Hudson „Der Sektor. Warum die globale Finanzwirtschaft uns zerstört.“ (Rezension auf dlf) Ein sehr lesenswertes Buch! ISBN: 978-3-608-94748-9 |
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⇧2 | die vermögenden Haushalte gehen mit ihren „Spar“summen in den privaten Sektor ein – genauso wie das Sparbuch des „kleinen Mannes“ – und blähen so den Privaten Sektor zum „Nettosparer“ auf |
⇧3 | Rentenetraktion bedeutet: Der Rentier ist der Parasit, der zwischen Produzent und Konsument sitzt und Renten abschöpft (Kapitalerträge, leistungsloses(!) Einkommen); statt diese Renten (Kapitalerträge) hoch zu besteuern werden diese – vielen Dank an Gerhard Schröder 🙁 – sogar geringer besteuert wie harte Arbeit … was für ein Widersinn!! |