Neues(?) zur Inflation – Teil 2

„Würden die Menschen die Ökonomie verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“

nach Henry Ford, sen. Hier ist das bekannte Zitat etwas verfremdet; im Original heißt es „das Geldsystem“. Gerade wenn es in der Ökonomie (Wirtschaft), um Geld geht, werden 1. die Dinge dermaßen vereinfacht so dass nur Eingeweihte die Sache verstehen … oder 2. sie werden jenseits der Realität unzulässig verkürzt; in beiden Fällen geht der Satz wie folgt weiter: … und „im Trüben fischend“ ihr Ding machen.

Ist es bald soweit? Inflationsgeld – K.H.J, pixabay

Beispiele aus der ersten Kategorie hatten wir hier schon viele, ein Beispiel der zweiten Kategorie soll uns weiterführen.

MYTHOS will in Erweiterung der (Einstiegs-) Darstellung vom 30. Juni 21, (Teil 1 des Themas Inflation) sich hier und in weiteren Beiträgen dem Geschrei um die Inflation widmen. Die „Experten“ haben zum Thema Inflation nicht viel zu sagen, außer: Zinsen hoch!! Wtf? Auf den Glauben, auf die Ideologie kommt es an, möglicherweise verschiedene  Ursachen die dahinterliegen? Egal!

Der Missverständnisse sind da viele: Was bedeutet 7,4% Inflation (Wortherkunft aus dem Lateinischen: inflare, aufblasen)?1)welche Bedeutung wollen wir diesem Wort geben? Inflation = Preissteigerung? oder laufende(!!) Preissteigerung = Inflation? Folgen wir der Definition des Mainstreams landen wir irgendwo zwischen den Modellen: Lohn/Preis-Spirale, Preis/Lohn-Spirale, zu niedrige Zinsen, zuviel Geld, zu hohe Schulden, falscher Wechselkurs, Gemisch aus alle dem (individuelle Präferenz bitte unterstreichen 😉 ); ich kann nicht umhin einen der Hausgötter, Albert Camus, hier zu zitieren: „Die Dinge falsch zu benennen, heißt das Unglück der Welt zu vergrößern.“ Wie wahr: Der Eine meint dieses Modell, wenn er Inflation sagt, der Andere versteht jenes Modell darunter, der Mainstream schert alles über den ihm aktuell passenden Kamm Eine laufende Preissteigerung um 7,4%? Das entspräche einer Preissteigerung nach 12 Monaten (1 Jahr) von 135,4% – von 100 auf 235,4!2)Ausgangswert aus März ’22 = 100, Inflationsrate 7,4% = 107,4 (1. Monat) = 115,3 (2. Monat) = 123,9 (3. Monat) … = 219,2 (11. Monat) = 235,4 (12. Monat). Alle zuvor genannten Missverständnisse lassen grüßen, Hauptsache die Leute haben Angst!

Nebelkerzen an allen Orten, aber – ganz der Mainstream, ganz das Lehrbuch, ganz ein mechanisches/modellhaftes Verständnis der Dinge3)und schon wieder geht’s drunter und drüber: das Lehrbuch sagt: „Methode X ist anzuwenden, z. B.: bei Inflation muss die Zentralbank die Leitzinsen erhöhen! (um eine heißlaufende Konjunktur abzuwürgen(!) und so Inflationstendenzen entgegenzuwirken!)“; dass bei der Anwendgung der Methode X an anderen Orten Gegenreaktionen hochlaufen, die ein Erfolg der Maßnahme konterkarrieren, wird ausgebelndet – dazu weiter unten und in einem der nächsten Teile mehr – und so lautet dann die eine einfache Antwort: Zinsen erhöhen! Heilix Blechle: Mythen über Mythen, Preissteigerung aber keine Inflation, Leute, lasst euch nicht Angst machen! Die Politik muss – und kann – handeln, es geht wie immer um die Verteilung von Lasten, es geht um Gewinn und Verlust!

Der Mythos um irgendwelche Spiralen, die mit Löhnen zu tun haben, ist Unsinn!

(editiert 03.08.2022, 14:29 h)

Die einfache Antwort, darauf kann man blind wetten: Die EZB müsste nur …, dann wäre ja alles gut! Gemeint ist allerdings: Hurra, wir machen einen Schuldigen aus – die EZB taugt immer als Sündenbock!4)die EZB?, das konnte eh‘ nix werden: Erst ein Holländer (viel flaches Land, viele Tulpen, Windmühlen), dann ein Franzos‘ (Gitanes, Baguette, Rotwein), dann – Himmel hilf – ein Italiener (Spaghetti, Rotwein und „dolce far niente“), jetzt ein gealtertes französisches Modepüppchen … Gibt es da draußen kein deutsches Wesen das die EZB zur Genesung führen könnte? Nebenbei: gerade deutsche Bänker und Ökonomiks vertreten sehr häufig Standpunkte und Theorien die international auch einmal galten, mittlerweile jedoch bei vielen „Fachverständigen“ als falsch abgelegt sind – siehe das Beispiel Quantitätstheorie, oben im Text

Allein das Wort Spirale deutet nmM. daruf hin, dass ein laufender, ein andauernder Effekt gemeint ist – und genau das liegt nicht vor! das Geschwätz von den „berühmten“ Lohn/Preis-Spirale und Preis/Lohn-Spirale aus: Es gibt keine laufenden, sich monatlich erhöhenden Lohnkosten und daher ist der Begriff Inflation hier falsch angewendet! Die Kosten erhöhen sich laufend, Ja!, aber es sind die Energie- und Rohstoffkosten und die Preise von Vorprodukten, die sich laufend verändern, und nicht zu letzt auch noch durch Lieferkettenprobleme und Spekulation getrieben werden(!) – auch das hat nichts mit Inflation zu tun, es führt (nur) zu Preissteigerung.

Binsenweisheit: Wenn viel Geld auf wenig Produkt stößt, dann steigen die Preise5)wenn 5 Oligarchen um das Chateau in Südfrankreich bieten, dann wird’s teuer 😉 , allgemein: mehr Nachfrage (Geld) als Angebot … hier liegt auch eine Tücke, wie bspw. der Immobilienmarkt deutlich macht: während auf dem Land Häuser leerstehen sind in den Zentren zu wenige Immobilien im Angebot, die Nachfrage ist dem Angebot gegenüber zu groß, Folge: Preissteigerung. Haben wir deshalb eine Inflation im Immobiliensektor? In den Zentren ja, auf dem Land eher nein!. Dem ist nur noch hinzuzufügen: Steigen die Kosten, dann steigen die Preise ebenfalls!6)das Problem, 1: Alle Unternehmen unterliegen dem Diktat effizienten Wirtschaftens und der Pflicht Gewinne zu machen; gegen Kostensteigerungen – bspw. Öl-,Gas-,Rohstoff-Teuerung/Spekulation – sind sie weitgehend machtlos, sie müssen diese Kostensteigerungen hinnehmen
und das Problem, 2: die Gewinnerwartungen der Shareholder (Aktionäre), steigern ebenfalls die Kosten
… und die höheren Kosten in die Preise ihrer Produkte einkalkulieren

Und so kommen „schlaue“ Menschen, echte „Ächtzperten“, auf eine Theorie, die sich Quantitätstheorie nennt. Hierzu die Wikipedia (Links im Zitat von dort):

Die verschiedenen Denkschulen der Volkswirtschaft bewerten die Quantitätstheorie unterschiedlich und ziehen im Fall einer Befürwortung auch unterschiedliche Schlüsse. John Maynard Keynes lehnte die mit der Quantitätstheorie verbundene Behauptung ab, dass die Zentralbank ohne Auswirkungen auf die Realwirtschaft über eine Steuerung der Geldmenge die Preise beeinflussen könne7)was ist der Preis für eine Inflationsbekämpfung via Leitzinserhöhung durch die Zentralbank? Ein Volcker-Schock? Paul Volcker trieb den Leitzins in den USA Anfang der 80-iger bis knapp über 20 %, Resultat: Infaltion gesunken, Rezession (weltweit!), Millionen Arbeitslose! Ist es das, was gewollt wird? Dann sagt es doch bitte!! 🙁 . …

Die Keynes nahe stehende Joan Robinson weist darauf hin, dass die Quantitätsgleichung in zwei Richtungen gelesen werden kann. Von links nach rechts gelesen scheint eine höhere Geldmenge höhere Preise zu bewirken. Von rechts nach links scheint aus höheren Preisen ein größerer Geldumlauf zu folgen. Aus der Quantitätsgleichung selbst folgt daher nicht die Quantitätstheorie. …

Die fehlende Stringenz der Quantitätstheorie sorgt seit den 1990er Jahren für fallende Akzeptanz in der ökonomischen Lehrmeinung, da empirische Daten zeigen, dass die Geldmengen im US-Dollar-, Euro– und vor allem im Yen-Währungsraum stark anwachsen ohne eine Inflation auszulösen. Im Gegenteil kommt es zu deflationären Effekten. [Hervorhebung HHö]

und dort, auf der Diskussionsseite (Quantitätstheorie hat ausgedient):

Spätestens seit den 1990er Jahren in denen die Bank of Japan dazu übergegangen ist die Geldmenge explizit auszuweiten und seit den 2000er Jahren dies auch die Federal Reserve System und die Europäische Zentralbank tun, hat die Quantitätstheorie in der Volkswirtschaftslehre an Beachtung verloren. Dieser Theorie kann keine Stringenz zugesagt werden, da die empirische Daten klar zeigen, dass der behauptete Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveaus nicht vorhanden ist.

Letztes Zitat hierzu:

Japan betreibt nämlich „Geldschwemmenpolitik“ seit Beginn der 1990er Jahre, ohne dass es irgendwann auf diesem extrem langen Weg dazu gekommen wäre, was den mit der „Geldmenge“ Argumentierenden so offensichtlich erscheint, nämlich dass das ganze Geld von den Menschen endlich ausgegeben worden wäre und sich dank einer dann boomenden, überausgelasteten Wirtschaft in Inflation verwandelt hätte. Japan war in den Augen der Geldmengenapologeten sogar besonders „schlimm“,…

Wie im vorstehenden Zitat aus dem Beitrag von Friedericke Spiecker aufgespießt: So betreiben also die Medien das Geschäft mit der Angst der Menschen vor Inflation.

Geldschwemme macht Inflation: Unsinn!
EZB bekämpft die Inflation via Zinserhöhung: Unsinn!

Bevor ich es vergesse:

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Die Anonymität im Internet ist aufzuheben!

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Einzelnachweise

Einzelnachweise
1 welche Bedeutung wollen wir diesem Wort geben? Inflation = Preissteigerung? oder laufende(!!) Preissteigerung = Inflation? Folgen wir der Definition des Mainstreams landen wir irgendwo zwischen den Modellen: Lohn/Preis-Spirale, Preis/Lohn-Spirale, zu niedrige Zinsen, zuviel Geld, zu hohe Schulden, falscher Wechselkurs, Gemisch aus alle dem (individuelle Präferenz bitte unterstreichen 😉 ); ich kann nicht umhin einen der Hausgötter, Albert Camus, hier zu zitieren: „Die Dinge falsch zu benennen, heißt das Unglück der Welt zu vergrößern.“ Wie wahr: Der Eine meint dieses Modell, wenn er Inflation sagt, der Andere versteht jenes Modell darunter, der Mainstream schert alles über den ihm aktuell passenden Kamm
2 Ausgangswert aus März ’22 = 100, Inflationsrate 7,4% = 107,4 (1. Monat) = 115,3 (2. Monat) = 123,9 (3. Monat) … = 219,2 (11. Monat) = 235,4 (12. Monat). Alle zuvor genannten Missverständnisse lassen grüßen, Hauptsache die Leute haben Angst!
3 und schon wieder geht’s drunter und drüber: das Lehrbuch sagt: „Methode X ist anzuwenden, z. B.: bei Inflation muss die Zentralbank die Leitzinsen erhöhen! (um eine heißlaufende Konjunktur abzuwürgen(!) und so Inflationstendenzen entgegenzuwirken!)“; dass bei der Anwendgung der Methode X an anderen Orten Gegenreaktionen hochlaufen, die ein Erfolg der Maßnahme konterkarrieren, wird ausgebelndet – dazu weiter unten und in einem der nächsten Teile mehr
4 die EZB?, das konnte eh‘ nix werden: Erst ein Holländer (viel flaches Land, viele Tulpen, Windmühlen), dann ein Franzos‘ (Gitanes, Baguette, Rotwein), dann – Himmel hilf – ein Italiener (Spaghetti, Rotwein und „dolce far niente“), jetzt ein gealtertes französisches Modepüppchen … Gibt es da draußen kein deutsches Wesen das die EZB zur Genesung führen könnte? Nebenbei: gerade deutsche Bänker und Ökonomiks vertreten sehr häufig Standpunkte und Theorien die international auch einmal galten, mittlerweile jedoch bei vielen „Fachverständigen“ als falsch abgelegt sind – siehe das Beispiel Quantitätstheorie, oben im Text
5 wenn 5 Oligarchen um das Chateau in Südfrankreich bieten, dann wird’s teuer 😉 , allgemein: mehr Nachfrage (Geld) als Angebot … hier liegt auch eine Tücke, wie bspw. der Immobilienmarkt deutlich macht: während auf dem Land Häuser leerstehen sind in den Zentren zu wenige Immobilien im Angebot, die Nachfrage ist dem Angebot gegenüber zu groß, Folge: Preissteigerung. Haben wir deshalb eine Inflation im Immobiliensektor? In den Zentren ja, auf dem Land eher nein!
6 das Problem, 1: Alle Unternehmen unterliegen dem Diktat effizienten Wirtschaftens und der Pflicht Gewinne zu machen; gegen Kostensteigerungen – bspw. Öl-,Gas-,Rohstoff-Teuerung/Spekulation – sind sie weitgehend machtlos, sie müssen diese Kostensteigerungen hinnehmen
und das Problem, 2: die Gewinnerwartungen der Shareholder (Aktionäre), steigern ebenfalls die Kosten
… und die höheren Kosten in die Preise ihrer Produkte einkalkulieren
7 was ist der Preis für eine Inflationsbekämpfung via Leitzinserhöhung durch die Zentralbank? Ein Volcker-Schock? Paul Volcker trieb den Leitzins in den USA Anfang der 80-iger bis knapp über 20 %, Resultat: Infaltion gesunken, Rezession (weltweit!), Millionen Arbeitslose! Ist es das, was gewollt wird? Dann sagt es doch bitte!! 🙁

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. HL Hausen

    Bei der gegenwärtigen Inflation scheint es sich um keine dem Kapitalismus nach Höhe und weltweiter Verbreitung immer zugehörige zu handeln.
    Angesichts der ökonomischen Weltlage sieht es so aus als ob man unterscheiden müsse:
    Inflation im YUAN-Wirtschaftsraum (getrieben durch Antiglobalisierungs-Sanktionen)
    Inflation im Dollar/Pfund-Wirtschaftsraum (bedingt u.A. durch verlorenen Krieg gegen den Terror und insbesondere wegen Imperiumzerfalls)
    Inflation im EURO-Wirtschaftsraum (infolge des US-vs-EU-Wirtschaftskrieges (vernebelt dargestellt als Sanktionen gegen Russland)
    Man kann gespannt sein welche Lösungs-Strategien die jeweiligen ökonomischen Denkschulen vorstellen werden.

    1. Helmut Höft

      Tach HL,
      2% sollte, nach Expertenmeinung die Inflation betragen. D hat sich hervorgetan, dieses Inflationsziel zu Gunsten der Exporte (innere Abwertung) jahrelang zu unterschreiten (Schröders „bester Niedriglohnsektor Europas“). Ob das dem Zusammenhalt in der EU jetzt dienen wird?
      Den zweiten Teil Deiner Mail fasse ich wie folgt zusammen: Man wird sehen, wie es wird, wenn der Gigant fällt (Michael Hudson on Decline of Dollar, Sanctions War, Imperialism, Financial Parasitism – Naked Capitalism, eine Seite, die man sich merken muss)! Was mir noch Angst macht: Evangelikale, die NRA, die Republikaner & die Demokraten, die Proud Boys (& Co.), der militärisch-industrielle-Komplex … America is now in fascism’s legal phase – The Guardian … und Annatatjana aus Borbeck 🙁
      Hoffe, ich habe Dich nicht erschreckt!

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