„Die Ampel“: Heißdampf oder Nebel?

Feuer (SPD und Grüne)1)manche sagen „Die Grünen sind eine FDP ohne AKW“ – guggt man genauer hin verfolgen in der Tat Grüne und FDP in einigen kritischen Punkten die gleiche Agenda: Zerschlagung der DB und kapitalgedeckte Rente. Liebe Ampel, was passiert denn, wenn der Finanzsektor nicht mehr mit Geld geflutet wird und die Aktienkurse fallen? Siehe auch hier (Exkurs: Kapitalgedeckte Rente) und hier. Die SPD spielt hierbei offensichtlich mit! Haben die denn nicht die Nase voll nach Riester- und Rürup-Rente? Genossen, geht’s noch? und Wasser (FDP) ergibt Dampf. Man darf gespannt sein, was „die Ampel“ in puncto Rente an Dampf liefert: Heißdampf?, kalter Dampf?, oder nur Nebel?

Kreißsaal der Rentenvorschläge! – Pixabay
"Rentenexperte" erklärt … – Wikipedia

Zuerst: Was die Bundesbahn (DB) angeht:

… berichtete der Spiegel über die alarmierenden verkehrspolitischen Pläne von FDP und Grünen: In den Koalitionsgesprächen zur Ampelkoalition treiben die Parteien gemeinsame Pläne zur Zerschlagung der Deutschen Bahn voran. Dieses Vorhaben wäre der nächste Schritt, um die öffentliche Mobilität in Deutschland dem organisierten Verfall preiszugeben. Um eine tiefgreifende, soziale Mobilitätswende zu ermöglichen, müsste die Bahn vergesellschaftet werden. …

Seit 1994 wurde das Schienennetz um 17 Prozent verkürzt. Immer mehr Städte wurden vom Fernverkehr abgehängt.

Quelle (via Maskenfall)

(der Artikel auf Jacobin ist sehr lesenswert) Das Programm kennt man doch schon sehr lange, es heißt: “Vorrang für die Bahn!” bedeutet aber Abbau! *grrrh* Ein weiteres Beispiel wie der Staat und seine Institutionen um ihre Fähigkeiten gebracht werden damit man schön privatisieren und abschöpfen kann … oder will die Wirtschaft doch öffentliche Aufgaben um den Preis von Mindereinnahmen (gar Verlusten?) übernehmen?

Zum zweiten Punkt: Das Thema Rente hatten wir bereits auf MYTHOS besprochen – hier nur der Verweis auf Teil 2, auf die immer wieder gerne hervorgeholte Demographiekeule, und hier (05 Wer über Produktivität nicht reden will, soll zur Rente schweigen – beide Links verweisen auf die Rolle der Produktivität). MYTHOS-Leser wissen: Die Kosten des Einen (dessen Rentenbeitrag) sind das Einkommen des Anderen (dessen Rente).

Eine Lösung irgendwelcher Probleme durch eine private Rentenversicherung ist ein Mythos.

Die Renten werden aus der Kapitaldeckung gezahlt abzüglich der Kosten und Kursverluste, die Rentenbeiträge werden mit Kapitalrisiken belastet.2)siehe hier: Rentenversicherung in Chile, Makrodaten: Von 2007 bis 2008 haben die privaten Rentenfonds Chiles einen Verlust von  ~ 16% verzeichnet – siehe hier und hier:
2007: 64,43% von 173,57 = 111,83 Mrd.US$
2008: 52,77% von 179,48 = 94,71 Mrd.US$
ergibt per Saldo: – 17,12 Mrd.US$ = ~ – 16%
Ob die Weltfinanzkrise da etwas mit zu tun hat? 😉 Solche Risiken darf man den Rentner nicht aufbürden!!

Das darf nicht sein!

 

Manche Themen sind so „beliebt“, dass sie bei jeder Gelegenheit hervorgeholt und die Menschen damit verschreckt werden. Man muss den Irrlehren immer wieder entgegentreten, auch wenn das jedesmal schlechte Laune macht:

Die Rentenbeiträge für die umlagenfinanzierte Rente (aktuelle Rentenbeiträge zahlen direkt die aktuellen Renten) bleiben ohne Zeitverzug im Wirtschaftskreislauf. Einen problematischen Zeitverzug bringen dagegen die Beiträge für eine kapitalgestützte Rente: Hier gehen die Beiträge für viele Jahre/Jahrzehnte in private Fonds, d. h. Geld wird dem Kreislauf entzogen und fehlt bei den Investitionen und Löhnen. Was hat der zukünftige Rentner davon, wenn er heute arbeitslos wird, weil er heute dem Wirtschaftskreislauf Geld für seine spätere Rente entzieht?3)neben den Riskien sind auch noch die Kosten zu beachten! Die DRVB arbeitet mit Kosten < 2%, eine private Rentenversicherung hat Kosten von 10 bis 20% – nicht nur Verwaltungskosten, auch Marketing, Provisionen, Kosten der Geldanlage und Dividenden für die Aktionäre; was die Kosten der „Privaten“ angeht hier ein Beispiel aus dem Bereich der KV: „Damit ist der Verwaltungskostenanteil in der PKV zweieinhalb Mal so groß wie in der GKV. Die PKV beschäftigt für ihre 9,3 Mio. Versicherten 60.000 Personen. Die Techniker Krankenkasse als Marktführer in der GKV hat hingegen für 10,5 Mio. Versicherte nur 15.000 Mitarbeiter.“ von hier

Es ist ein weiterer Mythos, dass Geld arbeitet (Volker Pispers: „Haben sie schon einmal versucht einem 50-€uroschein ’ne Schippe in die Hand zu drücken?“).

Auch die gerne strapazierte „Generationengerechtigkeit“ ist ein Mythos, wie Rolf Klein auf MAKROSKOP darlegt (Sturmgeschütz der Rentensenkung). Rolf Klein behandelt das „Rentenproblem“ unter dem (Propaganda-)Begriff „Generationengerechtigkeit“. Was er hier zu sagt, hat es allerdings in sich:

Es geht folglich nicht um eine unzulängliche Verteilungsmasse, sondern darum, ob unser Wirtschafts-, Steuer- und Abgabensystem höhere Transfers verkraften kann und will.

Dabei handelt es sich aber nur um Abstriche im Rahmen einer Verbesserung. Man kann folgern, dass die demographische Entwicklung die jüngere Generation nicht um etwas bringt, was ihr zusteht, sondern nur das ihr zufallende Erbe schmälert. Was bedeutet das unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit? Ist es „gerecht“, dass eine spätere Generation auf einen Bestand an Wissen und Kapital zurückgreifen kann, den die vorangegangene erst schaffen musste? Ist es umgekehrt ungerecht, wenn Faktoren auftreten, die das Erbe geringer ausfallen lassen als unter anderen Umständen?

Es ist wohl schlicht der Lauf der Welt. Einen Verstoß gegen die Generationengerechtigkeit darin zu sehen, dass der Gewinn aus dem Wissenszuwachs und den Arbeitsergebnissen der vorangegangenen Generation durch demographische Veränderungen geschmälert wird – darauf muss man erst mal kommen.“

„darauf muss man erst mal kommen“ Bingo, wenn das kein Volltreffer ist! All‘ diese „Generationensgerechtigkeits“-Scharlatane haben nichts anderes im Sinn, als die Generationen gegeneinander in Stellung zu bringen um ihre eigenen Interessen zu bedienen. Punkt!4)dass die Rentenbeitragszahler sich unwohl fühlen könnten macht das Bild deutlich, unter welchem Rentner gerne dargestellt werden: Rüstig, mit vollem grauen Haar, im Cabrio ohne Kopfbedeckung der Sonne entgegen, auf leeren Straßen … sind das unsere Rentner?

Ein letztes Zitat von Rolf Klein:

„Diese Überlegungen richten sich nicht gegen die Berechtigung der Frage nach Generationengerechtigkeit. Der jungen Generation ein gestörtes Klima oder geplünderte Rohstoffvorkommen … [einen vermüllten Planeten mit dramatisch ausgedünnter Flora und Fauna] zu hinterlassen oder ihr nicht die bestmögliche Ausbildung zu geben, ist nicht fair. Ein Rentensystem aber, das bei abnehmender Bevölkerungsgröße ein schlechteres Verhältnis von Einzahlungen zu Auszahlungen erzeugt, braucht das Verdikt mangelnder Generationengerechtigkeit nicht zu fürchten.“

Betreffend des allgemeinen „Rentenproblems“ (noch so ein Propagandabegriff), muss die Verteilungsfrage explizit angesprochen werden: So lange die Verteilungsfrage nicht gelöst wird – für die Masse zu wenig, für Wenige zu viel5)es steht mir nicht zu, über ein „Zuviel“ zu befinden, feststeht dagegen, dass über das „Zuwenig“ Jahr für Jahr wiederkehrend im Paritätischen Armutsbericht zur Genüge berichtet wird! – einerseits zu niedrige Löhne, ungenügender Mindestlohn, zuviele Mini-, Midi- und Teilzeitjobs, zuviele anlasslos befristete Tätigkeiten usw., andererseits die vermögenden oberen 20% – wird sich auch in der Rentenfrage nichts ändern.

Last not least (bevor ich es vergesse):

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Die Anonymität im Internet ist aufzuheben!

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Einzelnachweise

Einzelnachweise
1 manche sagen „Die Grünen sind eine FDP ohne AKW“ – guggt man genauer hin verfolgen in der Tat Grüne und FDP in einigen kritischen Punkten die gleiche Agenda: Zerschlagung der DB und kapitalgedeckte Rente. Liebe Ampel, was passiert denn, wenn der Finanzsektor nicht mehr mit Geld geflutet wird und die Aktienkurse fallen? Siehe auch hier (Exkurs: Kapitalgedeckte Rente) und hier. Die SPD spielt hierbei offensichtlich mit! Haben die denn nicht die Nase voll nach Riester- und Rürup-Rente? Genossen, geht’s noch?
2 siehe hier: Rentenversicherung in Chile, Makrodaten: Von 2007 bis 2008 haben die privaten Rentenfonds Chiles einen Verlust von  ~ 16% verzeichnet – siehe hier und hier:
2007: 64,43% von 173,57 = 111,83 Mrd.US$
2008: 52,77% von 179,48 = 94,71 Mrd.US$
ergibt per Saldo: – 17,12 Mrd.US$ = ~ – 16%
Ob die Weltfinanzkrise da etwas mit zu tun hat? 😉 Solche Risiken darf man den Rentner nicht aufbürden!!
3 neben den Riskien sind auch noch die Kosten zu beachten! Die DRVB arbeitet mit Kosten < 2%, eine private Rentenversicherung hat Kosten von 10 bis 20% – nicht nur Verwaltungskosten, auch Marketing, Provisionen, Kosten der Geldanlage und Dividenden für die Aktionäre; was die Kosten der „Privaten“ angeht hier ein Beispiel aus dem Bereich der KV: „Damit ist der Verwaltungskostenanteil in der PKV zweieinhalb Mal so groß wie in der GKV. Die PKV beschäftigt für ihre 9,3 Mio. Versicherten 60.000 Personen. Die Techniker Krankenkasse als Marktführer in der GKV hat hingegen für 10,5 Mio. Versicherte nur 15.000 Mitarbeiter.“ von hier
4 dass die Rentenbeitragszahler sich unwohl fühlen könnten macht das Bild deutlich, unter welchem Rentner gerne dargestellt werden: Rüstig, mit vollem grauen Haar, im Cabrio ohne Kopfbedeckung der Sonne entgegen, auf leeren Straßen … sind das unsere Rentner?
5 es steht mir nicht zu, über ein „Zuviel“ zu befinden, feststeht dagegen, dass über das „Zuwenig“ Jahr für Jahr wiederkehrend im Paritätischen Armutsbericht zur Genüge berichtet wird!

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