So wie das bisher – und in dem vorigen Beitrag – beschrieben wurde, spricht viel Logik für eine staatliche Jobgarantie. Warum gibt es diese nicht, wie wird dagegen argumentiert?
Vorabbemerkung: Natürlich fürchten sich vor allem die Vertreter der Mainstream-Ökonomie und der freien Kräfte des Marktes, des freien Unternehmertums, davor, dass ihnen mit der Vollbeschäftigung der Knüppel der Arbeitslosigkeit zur Disziplinierung von Lohnforderungen aus der Hand genommen werden könnte. Davor kann man sich aber nur fürchten, wenn man Partikularinteresse vor allgemeines Interesse stellt – und immer wieder außer Acht lässt, dass eigene Interessen am besten gewahrt werden können durch Wahrung der Interessen aller! Nach meiner Meinung gründet das Problem aber noch tiefer (Achtung: Sarkasmus): Überträgt man sein Eigenbild auf den anderen, und dieses Eigenbild würde sich darstellen ähnlich wie: „Ich will das größere Stück vom Kuchen, weil …“ (eine beliebige Begründung findet sich immer, das gilt für beide Seiten), dann kann man natürlich zu einer Einschätzung kommen, die Helmut Qualtinger einmal unübertrefflich so formuliert hat: „I trau‘ dena nöd, i kenn‘ mi!“ („Ich trauen denen nicht, ich kenne mich!“)
Damit es nicht zu umfangreich wird wollen wir uns heute nur über ein häufiges Gegenargument Klarheit verschaffen:
Wie bereits erwähnt, haben Kritiker argumentiert, dass das Programm so groß werden könnte, dass es nicht mehr zu bewältigen wäre. Die Zentralregierung hätte Schwierigkeiten, den Überblick über alle Programmteilnehmer zu behalten und sicherzustellen, dass diese mit sinnvollen Projekten beschäftigt sind. Schlimmer noch, Korruption könnte zu einem Problem werden, da die Projektmanager Gelder veruntreuen würden.
Zitat von hier
Abgesehen von einem Denkfehler – ein Widerspruch in sich selbst weil es nicht so sein kann, wenn es funktioniert – folgt dieses Argument dem Klassiker: „Der Staat kann das nicht, er ist unfähig!“ Natürlich müssen der staatlichen Jobgarantie entsprechende Gesetzte, Regeln und Kontrollen unterlegt werden – und es muss guter Wille vorhanden sein. Vorurteile sind da nicht hilfreich.
Aber warum widerspricht das Argument sich selbst, worin liegt der Denkfehler?
Nun, wenn man davon ausgeht, dass alle Beteiligten (Wirtschaft und Staat) „ihren Job machen“ , dann fängt die Job-garantie die aus verschiedenen Gründen verbleibende Unter- bzw. Nichtbeschäftigung auf und sorgt für auskömmliches Einkommen in diesem Bereich (und erhöht nebenbei die Einnahmen der gesetzlichen Sozialversicherungen). Das stärkt die Nachfrage und die Wirtschaft, was wiederum für Nachfrage nach Arbeitskräften in der privaten Wirtschaft sorgt. Dann wechseln die Arbeitnehmer aus der Jobgarantie in einen „normalen“ Job in der privaten Wirtschaft – wenn diese ein ordentliches Angebot macht in puncto Arbeitsbedingungen und Lohn. Nur in einer Krisenzeit, könnten u. U. diese automatische Selbstregulierung nicht vollständig greifen, das Programm könnte dann an Umfang zunehmen. Dafür muss mit qualifizierter Organisation (Gesetzte, Regeln, Personal, Kontrolle und Finanzierung(!) Rechnung getragen werden.
Den Kosten und Mühen einer staatlichen Jobgarantie steht ersichtlich mehr Ertrag gegenüber als dem bisherigen System – das ebenfalls Kosten und Mühen verursacht und ggf. nebenher weitergeführt werden kann, falls notwendig in angepasster Form –, denn was ist die Alternative?
Millionen Abgehängte und willkürlich Ausgegrenzte, soziales Prekariat, Spaltung der Gesellschaft. Wem nutzt das? Aus Höflichkeit lass‘ ich die Antwort weg, die kann sich jeder selbst ausdenken!
Am nächsten Freitag werden noch einige Punkte zur Jobgarantie aufgegriffen werden.