Schon wieder: Schulden iiih …

… so war es geplant: Die Diskussion um Schulden fortzuführen, z. B. an Hand des Corona-Hilfsfonds (dem „750 Mrd.-Stück der EU“). Das hatten wir hier schon unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Da man das Schuldenthema direkt mit der Frage verknüpfen kann (muss?), was ist denn Geld überhaupt? wollen wir die bisherigen Darstellung auf MYTHOS diesbezüglich in den nächsten Folgen ergänzen und verdeutlichen

Geld, Bimbes, Kohle: Erst sparen, dann investieren? – Nattanan Kanchanaprat, Pixabay.com

Was Geld ist haben wir bisher historisch an den Darstellung von G.F. Knapp (1905)1)„Geld ist ein Geschöpf der Rechtsordnung“ (Geld ist chartal) und A. Mitchell-Innes (1913/14)2)„Geld ist Kredit“ betrachtet (hier und hier). Beide stellen Eckfeiler für die sog. Modern Monetary Theory (MMT) dar, die ebenfalls in der letzten Zeit in der Diskussion ist.3)wir haben MMT schon kurz gestreift und auch schon einmal Moderne Geldtheorie genannt; die kürzeste Übersetzung für MMT ist (uiuiui!): „Staat vor Privat“. Wir wollen das im weiteren Moderne Geldtheorie (MMT) nennen – der erste Teil des Begriffes um Vorurteile zu meiden, der zweite Teil des Begriffes nennt den Namen, unter dem die Moderne Geldtheorie allgemein benannt wird.

Allgemein wird in der Diskussion, sowohl in den Medien als auch im ökonomischen Mainstream, die MMT (mutwillig?, aus Denkfaulheit? vermutlich beides!) abgelehnt, weil sie angeblich der schrankenlosen Verschuldung des Staates durch die Politiker Tür und Tor öffnet. Dieser Mythos über die Moderne Geldtheorie (MMT) ist falsch!4)natürlich gibt es „Ecken und Kanten“, „weiße Flecken“, auch in der Modernen Geldtheorie (MMT), diese werden aber nicht öffentlich diskutiert sondern nur in Fachkreisen wie z.B. MAKROSKOP Zitat: MMT-Vertreter beklagen ganz zu Recht, oft missverstanden zu werden. Sie könnten solche Missverständisse aber helfen zu vermeiden – wenn sie sich von ihrer Formel „Geld ist Kredit“ und ihrer Bilanzgläubigkeit verabschieden würden.

Wichtig für die Moderne Geldtheorie (MMT) sind neben den bereits oben genannten die schon hier auf MYTHOS erwähnte Stephanie Kelton (Bell), Randall L. Wray, Bill Mitchell, Warren Mosler, Dirk Ehnts und viele andere mehr (Links zu den genannten zur Orientierung über die wichtigsten Vertreter der MMT – Hinweis: die englische Wikipedia ist idR umfassender und auskunftsfähiger).

Ein wichtiger Quell der Modernen Geldtheorie (MMT) ist der viel zu selten beachtete – obwohl sehr produktive – russisch-englische Ökonom Abba P. Lerner und dessen Ansatz der Funktionalen Finanzierung (functional finance), Zitat:

Die funktionale Finanzierung ist eine von Abba P. Lerner vorgeschlagene Wirtschaftstheorie, die auf den Prinzipien der effektiven Nachfrage und des Chartalismus basiert. Sie besagt, dass der Staat sich selbst finanzieren sollte, um explizite Ziele zu erreichen, wie z. B. die Zähmung des Konjunkturzyklus, das Erreichen von Vollbeschäftigung, die Sicherstellung von Wachstum und niedriger Inflation.

(Functional finance is an economic theory proposed by Abba P. Lerner, based on effective demand principles and chartalism. It states that government should finance itself to meet explicit goals, such as taming the business cycle, achieving full employment, ensuring growth, and low inflation.) [Hervorhebungen Übersetzung und Original HHö]

Im heutigen Teil wollen wir uns mit Lerners funktionaller Finanzierung beschäftigen – bereits im Begriff functional finance ist eingeschlossen, dass die Finanzierung (des Staates) konkreten Funktionen dient:

1. Der Staat finanziert sich selbst
Nach Meinung der Modernen Geldtheorie (MMT) ist das bereits logisch zwingend der Fall und dieser Punkt sei daher immer erfüllt(!). Die Einnahmen und Ausgaben des Staates fallen zeitlich auseinander, logisch notwendig ist deshalb die – von den Einnahmen unabhängige – laufende Finanzierung des Staates. Man stelle sich vor, der Staat muss warten, bis die Steuern und Abgaben ausreichen, seine Rechnungen zu bezahlen und Investitionen zu tätigen, wie soll das zuverlässig funktionieren?

2. Zähmung des Konjunkturzyklus
Wenn die Konjunktur lahmt, muss der Staat mit Nachfrage einspringen um diese anzukurbeln. Die Ökonomen argumentieren dagegen: Staatliche Ausgaben sind steuer-/ kreditfinanziert (im Ggs. zu dem vorher gesagten, s. 1.). Das bedeutet spätere Steuererhöhung zur Rückzahlung der Kredite, daher ist eine steuer-/kreditfinanzierte steuern der Konjunktur abzulehnen. Folgt man dem Gedanken der Selbstfinanzierung Abba Lerners (allgemein als „Geld drucken“ diffamiert) ist das falsch. Selber Geld produzieren kann nur der Staat (das ist wichtig! – zusätzlich schöpfen auch die Geschäftsbanken Geld, s. folgende Links), er braucht also keinen Gläubiger dem er rückzahlungspflichtig ist.5)nur das Zentralbankgeld ist bares Geld, die Banken schöpfen Giralgeld und versprechen dieses in Bargeld (Zentralbankgeld) umzuwandeln – diese beiden Punkte, 1. und 2.,  sind natürlich Einfallstore für überwiegend unsachliche, interessengeleitete Kritik; es ist wahr, dass die Geschäftsbanken das meiste Geld schöpfen („drucken“ – siehe auch hier); geschuldet ist dies dem zweigeteilten Geldkreislauf, auf soffisticated unter Die Geldkreisläufe von Privaten und Banken sehr gut und verständlich beschrieben) – hierzu an anderer Stelle mehr – jetzt schon einmal merken: Banken und Finanzmärkte haben nur soviel Macht, wie die Politik ihnen einräumt!! Punkt.

3. Erreichung von Vollbeschäftigung
Man muss es klar sagen: Der private Sektor (die Wirtschaft, die Unternehmen) haben ein Interesse an einem Sockel von Arbeitslosigkeit, einer Reservearmee, die dazu dient die Löhne niedrig zu halten. Dass die Begrenzung von Einkommen (Löhnen) den Unternehmenszielen möglichst viel zu möglichst geringen Kosten zu produzieren zu wider läuft ist logisch zwingend, wird jedoch von Ökonomen mit Konzepten/Modellen relativiert bzw. gerechtfertigt.6)wir wollen solches „um die Ecke-falsch-denken“ nicht vertiefen, wer es genauer wissen will siehe z. B. hier unter NAIRU – dort ist u. a. eine natürliche Arbeitslosenquote unterstellt, eine Krücke mit der sich viel relativieren und rechtfertigen lässt Es werden zu Gunsten der Unternehmen und der Wirtschaft soziale Problem in Kauf genommen! Einzig der Wahrer allgemeiner, öffentlicher Interessen, der Staat, kann diese Aufgabe überhaupt lösen. Die Moderne Geldtheorie (MMT) stimmt hier zu.

4. Sicherstellung von Wachstum und niedriger Inflation
Die Punkte 2. und 3. sollten bereits genügen, um das notwendige Wachstum zu gewährleisten; bleibt noch die Inflation. Hierzu hat der Staat die Mittel Steuern und Ausgabe von Staatspapieren zur Verfügung: Steuern nehmen das vom Staat ausgegebene Geld (im doppelten Wortsinn) wieder zurück, Staatsanleihen tauschen Geld gegen Wertpapiere/Schuldtitel des Staates, verknappen die im Umlauf befindliche Menge an Zahlungsmittel/Geld und wirken so gegen Inflation. Es ist auch Meinung der Modernen Geldtheorie (MMT), dass es die Aufgabe des Staates ist das Problem von Arbeitslosigkeit zu lösen.

In allen Punkten – nach Meinung von MYTHOS außer Punkt 1. – gilt es diskussionsfreudig nachzufassen.

(Der zweite Teiler zwischen Fußnote 4 und 5 ist von WordPress verursacht. Die Technik arbeitet an der Beseitigung des Problems.)

Update: 09:10 h kleinere Korrekturen und Ergänzungen.

Einzelnachweise

Einzelnachweise
1 „Geld ist ein Geschöpf der Rechtsordnung“ (Geld ist chartal
2 „Geld ist Kredit“
3 wir haben MMT schon kurz gestreift und auch schon einmal Moderne Geldtheorie genannt; die kürzeste Übersetzung für MMT ist (uiuiui!): „Staat vor Privat“
4 natürlich gibt es „Ecken und Kanten“, „weiße Flecken“, auch in der Modernen Geldtheorie (MMT), diese werden aber nicht öffentlich diskutiert sondern nur in Fachkreisen wie z.B. MAKROSKOP Zitat: MMT-Vertreter beklagen ganz zu Recht, oft missverstanden zu werden. Sie könnten solche Missverständisse aber helfen zu vermeiden – wenn sie sich von ihrer Formel „Geld ist Kredit“ und ihrer Bilanzgläubigkeit verabschieden würden.
5 nur das Zentralbankgeld ist bares Geld, die Banken schöpfen Giralgeld und versprechen dieses in Bargeld (Zentralbankgeld) umzuwandeln – diese beiden Punkte, 1. und 2.,  sind natürlich Einfallstore für überwiegend unsachliche, interessengeleitete Kritik; es ist wahr, dass die Geschäftsbanken das meiste Geld schöpfen („drucken“ – siehe auch hier); geschuldet ist dies dem zweigeteilten Geldkreislauf, auf soffisticated unter Die Geldkreisläufe von Privaten und Banken sehr gut und verständlich beschrieben) – hierzu an anderer Stelle mehr – jetzt schon einmal merken: Banken und Finanzmärkte haben nur soviel Macht, wie die Politik ihnen einräumt!! Punkt.
6 wir wollen solches „um die Ecke-falsch-denken“ nicht vertiefen, wer es genauer wissen will siehe z. B. hier unter NAIRU – dort ist u. a. eine natürliche Arbeitslosenquote unterstellt, eine Krücke mit der sich viel relativieren und rechtfertigen lässt

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